Ja wo laufen Sie denn…?

Ja wo laufen Sie denn…?

auslaufen_fckoelnEndlich kann mit einem Beitrag hier mal ein inhaltlicher Wunsch erfüllt werden. – Danke für die Frage: „Wie sieht für Dich eine optimale Einstimmung vor einem Spiel aus?“

Die Antwort sieht NICHT so aus, wie sie in der Überschrift angedeutet und im Bild hier visualisiert wird! „Warmlaufen“ gibt es im Kleinfeld Fußball nicht. Es gibt keine schönere Motivation für einen guten Trainer als ein „Läufer-Team“ im Spiel zu besiegen.

Im Kleinfeldkonzept des SC Staaken steht eigentlich auch schon die Antwort drin, jedoch ist sie zu einfach, als das man nun wüsste, was man tun soll. Deswegen wollen wir hier einige Ausführungen machen, die Beispiele und Lösungsansätze für die Beantwortung dieser Frage liefern.

Aus dem Konzept kann man bei jeder Altersstufe oder bei den unteren Teams im allgemeinen Absatz folgendes lesen: „Die Vorbereitung am Spieltag ist eine kurze Trainingseinheit!“

Damit ist ganz vereinfacht gesagt, was man vor einem Spiel machen sollte. Grundsätzlich sollte man also wie beim Training in der Woche einen einstimmenden Teil haben und einen Hauptteil, bei dem auf den Schwerpunkt vertieft eingegangen wird. Den Abschluss bildet dann das Spiel, wobei man auch in der Vorbereitung auf das Spiel durchaus schon in bzw. mit Spielformen arbeiten kann. Mit dem Schwerpunkt sollte hauptsächlich auch der Trainingsschwerpunkt des aktuellen Trainingszyklus behandelt werden. In/Ab der D-Jugend kann man hierbei natürlich auch schon positionsspezifisch unterschieden werden. Grundsätzlich sollten in der Spielvorbereitung alle technischen Elemente vorkommen und es sollte auch mal ins volle Tempo gehen. Besonders wichtig ist oft auch, dass man den Kopf „eingeschaltet“ bekommt, da man sonst unter Umständen früh einem Rückstand hinterherläuft, weil die andere Mannschaft „wacher“ ist. Das kann man aber in der Kabine auch gut bei der verbalen Einstimmung unterstützen.

Im einstimmenden Teil sollte man in lockerer Form die technischen Elemente, im Kleinfeld vor allem das Dribbling aufnehmen und mehr oder weniger frei üben lassen. Das ganze kann man mit koordinativen Elementen anreichern, dann wird auch schon der Kopf angesprochen und die Jungs kommen mental schneller im Fußball an. Fürs Tempo ist ein Fangspiel natürlich bestens geeignet und sorgt auch für den nötigen Spaß, der eine positive Grundeinstellung schafft. Alle sollten viel in Bewegung sein, das Tempo darf eher noch gering sein, sollte aber zwischenzeitlich immer wieder mal stark anziehen.

Im Hauptteil, der vor einem Spiel sicherlich noch fließender aus dem Einstimmen hervorgeht, sollten dann in kleinen einfachen Übungsformen die technischen Schwerpunkte aufgenommen werden. Eine kurze Technikaufgabe mit anschließendem Torschuss oder ein Zweikampf mit Anschlussaktion ist hier die beste Variante die Spieler weiter auszubilden, aber eben auch auf die kommenden Aufgaben im Spiel vorzubereiten. Ab den D-Junioren können Passschleifen die nötige Sicherheit im Passspiel geben und durch eine gewisse Monotonie etwas evtl. Nervosität nehmen.

Je nach Intensität und Zielsetzung kann man vor dem Spiel dann noch kleine Spielformen einbauen. Einige Spieler oder Mannschaften brauchen es nochmal angeheizt zu werden um mit der nötigen Intensität schon die ersten Zweikämpfe im Spiel anzugehen, andere muss man mit ruhigeren Eck-Spielformen noch mal ein bisschen körperlich bremsen, damit sie nicht nach den ersten 10 Minuten im Spiel schon die ersten Durchhänger haben. Das muss sowohl von den Spielern als auch vom sonstigen „Aufwärm-Programm“ abhängig gemacht werden.

Grundsätzlich muss man gut abwägen, ob man vor einem Spiel „Neues“ wagt, oder man lieber auf altbekannte Übungen zurück greift. Ein Spiel sorgt im Vorfeld bei Spielern immer für eine gewisse Angespanntheit, die ja in richtiger Dosis sehr leistungsförderlich sein kann, ist sie jedoch zu hoch, schlägt das schnell in Nervosität oder Unsicherheit um. Hier ist es die Kunst des Trainers, sein Team zu kennen, ein Gespür für die Psyche der Einzelnen aber auch des Teams als Ganzes zu haben. Dabei gilt es natürlich gerade diesen schmalen Grad zwischen Anspannung und Gelassenheit zu finden, der eine optimale Einstellung der Kids zur Folge hat. Je jünger die Kinder sind, desto weniger ist diesem Faktor aber Gewicht zu zumessen, da sie sowieso immer ihr bestes geben (wollen).

Zusammenfassend oder als Beispiele lassen sich folgende Übungen für die einstimmende Phase vor einem Spiel nennen:

Einstimmung

  • Dribbelaufgaben im Raum (Steigen, Pendeln, Sohle ziehen, 8en Dribbeln, etc.)
  • kurze einfache Passaufgaben mit 2-4 Spielern aus dem Stand oder in der Bewegung
  • koordinative Aufgaben mit und ohne Ball (Jonglieren mit Tippen; Drehungen, Prellen, Würfe des Balles mit Zusatzaufgaben wie Klatschen oder in die Hocke gehen und aufstehen), Läufe oder Sprünge durch die Koordinationsleiter
  • Fangspiele mit und ohne Ball
fangen_hase_jäger_tore
Fangen: Zwei Ziellinien stehen dem Gejagten zur Auswahl
fangen_kette
Kettenfangen: Fänger jagen in Handhaltung, bei 4 Fängern kann die Kette in zwei Zweierketten getrennte werden.
fangen_2felder-2gruppen
Fangen als Wette: ein Fänger je Gruppe jagt im Feld der anderen Gruppe.
fangen_1feld
Serienfangen: auf Zeit fängt nacheinander jeder Spieler einer Gruppe einen oder mehrere Spieler der anderen Gruppe; Danach Aufgabenwechsel

 

Passen nach der Reihenfolge der Zahlen. Passgeber umläuft den "Ableger". Ableger nach kurzer Zeit tauschen.
Passen nach der Reihenfolge der Zahlen. Passgeber umläuft den „Ableger“. Ableger nach kurzer Zeit tauschen.
Passen und nachlaufen mit Ballmitnahme.
Passen und nachlaufen mit Ballmitnahme.
Hin und her passen und dann Wettlauf zur Ziellinie auf Signal des Trainers.
Hin und her passen und dann Wettlauf zur Ziellinie auf Signal des Trainers.
Passen und Nachlaufen in kleiner Gruppe und einfachster Form.
Passen und Nachlaufen in kleiner Gruppe und einfachster Form.
Slalom-Dribblings - auch als Wettbwerb möglich.
Slalom-Dribblings – auch als Wettbwerb möglich.

Hauptteil

  • einfache Technikaufgaben mit Torschuss oder Anschlussaktion
  • 1 gegen 1 bis 3 gegen 3 mit Anschlussaktion
  • Ballhalten in der Gruppe in Überzahl (Bsp. klassisches 5 gegen 2)
Vordermann - Hintermann; Dribbling mit Umschalten auf 1 gegen 1 (siehe hier vorgestellte Trainingsübungen)
Vordermann – Hintermann; Dribbling mit Umschalten auf 1 gegen 1 (siehe hier vorgestellte Trainingsübungen)
Wie oben drüber, nur als 2 gegen 2 Variante. - aktiviert vor allem den Kopf.
Wie oben drüber, nur als 2 gegen 2 Variante. – aktiviert vor allem den Kopf.
1 gegen 1 durch eine Mittelzone auf (Dribbel)Tore.
1 gegen 1 durch eine Mittelzone auf (Dribbel)Tore.
Passschleife mit verschiedenen Entfernungen.
Passschleife mit verschiedenen Entfernungen.
Komplexere Passschleife für D-Junioren und älter.
Komplexere Passschleife für D-Junioren und älter.
Passen vor dem Torschuss (auch hier im Blog behandelt)
Passen vor dem Torschuss (auch hier im Blog behandelt)

 

1 gegen 1 auf engem Raum; nach Anspiel oder aus dem eigenen Dribbling
1 gegen 1 auf engem Raum; nach Anspiel oder aus dem eigenen Dribbling

Abschluss

  • kleine Spielformen
  • Antritte aus verschiedenen Lagen

Meist steht nicht so viel Platz, Material oder Zeit zum Aufbau zur Verfügung, wie beim Training, aber hier kann dann durchaus auf einfachere Aufbauten mit Hütchen ausgewichen werden.

Vor dem Spiel sollte dann immer noch eine kurze Ansprache gehalten werden. Dabei sollte natürlich die Startaufstellung und das Spielsystem bekannt gegeben werden. Dann sollte man noch kurz auf den Gegner eingehen, dessen Stärken und Schwächen nennen bzw. wie man damit umgeht, und es sollte noch die Vorgabe für das eigene Spiel verdeutlicht werden, bzw. dauerhafte Aufgaben wiederholt werden. Abschließend müssen natürlich noch ein paar motivierende Worte gefunden werden, damit die Jungs heiß auf das Spiel sind und mit dem Anpfiff ein fußballerisches Spektakel abbrennen wollen.

 

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